Ostara ist ein Sonnenfest. Zu dieser Zeit steht die Sonne für einen kurzen Moment genau über den Äquator, wodurch eine Tagundnachtgleiche entsteht. Dieses Phänomen haben wir zwei Mal im Jahr: ein Mal im Frühling, wenn die Sonne von der südlichen Halbkugel über den Äquator zur nördlichen Halbkugel wandert und ein Mal im Herbst, wenn die Sonne von der nördlichen Halbkugel über den Äquator zur südlichen Halbkugel wandert.

Im Frühling heißt dieser Moment Frühlings-Tagundnachtgleiche und findet je nach Jahr und Planetenlage zwischen dem 20. und 21. März statt. (Ganz selten auch am 19. oder 22.)

Es ist ein Fest des Gleichgewichtes: Licht und Dunkel, Tag und Nacht sind im Einklang. Ab diesen Zeitpunkt wandert die Sonne weiter in Richtung Norden und die Tage sind jetzt länger als die Nächte.

In der Yin-Yang-Lehre sind zur Frühlings-Tagundnachtgleiche Yin und Yang im Gleichgewicht. Anschließend wird das Yang nach und nach stärker. Neubeginn, Vitalität, Selbstvertrauen, die Kraft, sich durchzusetzen und sich auszudrücken oder neue Dinge zu wagen, sind alles Eigenschaften, die mit Yang assoziiert werden. Jetzt ist die winterliche Innenschau (Yin) vorbei und wir richten den Fokus nach Außen (Yang).

Das zweite wichtige Thema des Festes ist Wiedergeburt / Neubeginn / Schaffenskraft. Hast du in dieser Zeit schon mal die Natur beobachtet? Sie macht es so herrlich vor. Überall findest du weiße, gelbe und violette Blüten und die verschiedensten Grüntöne sind zu bewundern.

Schlehen und Forsythien blühen, Huflattich, Veilchen, Anemonen, Schlüsselblumen, Krokusse, Bärlauch, Lungenkraut, Osterglocken, Buschwindröschen und Blausterne stecken ihre Nasen hervor. Viele von ihnen müssen ihre Wachstumsperiode abgeschlossen haben, bevor das dichte Blätterdach der Bäume sich schließt und sie weniger Licht bekommen. Zarte Knospen brechen auf und strotzen nur so von wilder Lebenskraft. Sie strecken sich dem Licht entgegen und auch das Keimen der Samen in der Erde ist nicht mehr aufzuhalten.

Die Natur ist in voller Dynamik. Manchmal in Zickzacklinien, manchmal zurückhaltender, manchmal zielstrebiger, aber immer nach vorne gerichtet. Alles ist auf Wachstum ausgelegt. Der Frühling löst den Winter ab. Vögel zwitschern, bauen Nester und brüten. Bienen verlassen ihren Stock, Igel erwachen aus dem Winterschlaf, Wildschweine ziehen mit ihren Kleinen durch den Wald. Kröten, Molchen und Grasfrösche wandern durch die Nacht.

Es ist oft auch eine Zeit, in der sich Sonne und Regen abwechseln. Und genau dieser Wechsel von Wärme und Feuchtigkeit verursacht die Wachstumsschübe in der Natur, denn Sonne und Wasser sind 2 wichtige Elemente für das Leben.

Auch in uns Menschen löst dieser Umschwung etwas aus: Wir erwachen aus einer Art Winterschlaf, fühlen uns vielleicht etwas müde (Frühjahrsmüdigkeit) oder aber wir sind ganz im Flow des Lebens, wollen Bäume ausreißen, haben Lust mehr im Freien zu sein, vielleicht im Garten zu buddeln. Frühlingsgefühle machen sich breit.


Das Ruhen in der Anderswelt, im Erdenschoß der Mutter Erde, hat ein Ende. Das Götterpaar in diesem Jahresabschnitt sind der frühlingshafte Sonnengott Baldur und die junge Frühlingsgöttin Ostara.

Baldur ist der neue Jahreskreiskönig, der zur Wintersonnenwende geboren wurde und zu Imbolc als Bär verkleidet oder in Bärenfellen gehüllt, die Nase aus seinem Winterversteck streckte, um nachzuschauen, ob es schon Zeit ist, heraus zu krabbeln. Der Sonnengott wird sich immer mehr seiner wachsenden, wilde Kräfte (Yang) bewusst. Er küsst die Erde und weckt sie auf. Und er vereinigt sich mit der Frühlingsgöttin. So wird 9 Monate später zur Wintersonnenwende aus dieser Vereinigung der neue Jahreskreiskönig für das folgende Jahr geboren. Zu Ostara feiern beide ihre Verlobung.


Man ist sich nicht ganz sicher, ob es diese Göttin jemals gab oder ob sie eine Erfindung der Neuzeit ist, denn bisher wurden keine handfesten Beweise gefunden. Es ist möglich, dass sie eine Anlehnung an die germanische Göttin Austro ist, denn beide Namen (Austro und Ostara) bedeuten soviel wie „östlich“ oder „im Osten“. Feststeht allerdings, dass schon immer Frühlingsfeste gefeiert wurden, bei denen man Gottheiten verehrte.

Die Kraft der Göttin, die diesen Jahresabschnitt begleitet, haben wir schon zu Imbolc kennengelernt. Brigid ist in den letzten Wochen reifer geworden und hat sich zu Ostara gewandelt. Sie ist die Göttin des strahlenden Lichtes, der Morgenröte, des wiedererwachenden Frühlings und der Reinheit. Sie erneuert das Leben und bringt Wachstum. Marienkäfer und Hasen sind ihre treuen Begleiter. Beides Symbole der Fruchtbarkeit und des Glücks. Sie zieht mit einem Wagen, vor dem Hasen gespannt sind, am frühen Morgen von Osten gen Westen über das Land, weckt die Lebenskräfte der Erde und Menschen und verteilt Eier als Zeichen der Fruchtbarkeit und der Entstehung des Lebens. Sie ist die Behüterin alles Wilden und Jungen und die Herrin über diese ungezähmte Natur, die gerade aus dem Boden sprießt.

Sie braust mit Frühlingsstürmen, Regen und Sonne übers Land, um den Boden fruchtbar zu machen und den Winter zu verscheuchen. Sie fängt die Kraft der Sonne ein und bringt sie auf die Erde. Durch die Wärme und das Wasser haben die jungen Keime die besten Voraussetzungen für einen kraftvollen Start ins neue Jahr. Sie ist eine freie, ungebändigte Jungfraugöttin, die das, was ihr Herz begehrt, durchsetzt und ins Licht bringt. Überall dort, wo es neue Ideen und frischen Wind braucht, findet man sie und kann sie um Hilfe bitte. Dort, wo sie ihren Fuß aufsetzt, wird die Erde fruchtbar und erblüht die Natur.


Weide

Weiden haben einen starken Bezug zum Wasser. Ihr natürlicher Standort sind Überflutungsgebiete in Auwäldern, in Stromtälern oder an Bach- und Seeufern. Ähnlich wie mit Haselruten kann man auch mit Weidenruten Wasseradern aufspüren. Weiden sind das Symbol unbändiger Lebenskräfte und Fruchtbarkeit. Es genügt, einen Ast abzuschneiden und in Wasser zu stellen, sodass er Wurzeln austreibt und daraus ein neuer Baum heranwächst. Sie gehören zu den Pflanzen, die sehr früh im Jahr blühen und ihre Blüten sind deshalb ein wichtiges Bienen- und Insektenfutter. Aus ihren biegsamen Zweigen werden seit langen Zeiten Körbe und Besen hergestellt. Auch Wiegen aus geflochtenen Weidenzweigen sind sehr beliebt. Man sagt ihnen nach, vor Erdstrahlungen zu schützen und deshalb ein optimales Nest für Neugeborene zu bieten.

Viele Weidenarten sind Pionierbäume. Das bedeutet, dass wenn man Stück Land brach liegen lässt, sie zu den ersten Bäumen gehören, die spontan von alleine wachsen. Unter der Weide wurden früher auch allerlei Krankheiten magisch „besprochen“. Unsere Vorfahren waren der festen Meinung, dass die Weide in der Lage sei, Schmerzen aufzunehmen und zu verwandeln. So ging man bei Vollmond ganz still zu einer Weide und bat sie mit den richtigen Worten darum, den Schmerz zu nehmen. Bauern steckten einen geschälten Weidenzweig in die Milchkanne, um die Qualität der daraus hergestellten Butter zu verbessern.

Schon in der ägyptischen und indischen Hochkultur nutzten die Menschen die Weide gegen Schmerzen und Fieber. Die schmerzlindernde und fiebersenkende Salicylsäure der Weide ist das natürliche Pendant und der Vorgänger des Aspirins.

Die Weide wirkt außerdem antirheumatisch, sie hilft Harnsäure auszuscheiden, sie treibt den Harn und den Schweiß, hemmt Entzündungen, stimuliert das Immunsystem, verdünnt das Blut, desinfiziert, reinigt die Haut und löst Hornhaut auf. Man nutzt sie zum Beispiel um Schmerzen bei Gicht, Rheuma, Arthrose, Migräne, im Rücken oder Neuralgien zu stillen, um das Blut besser zum Fließen zu bringen, bei Herz-Kreislaufbeschwerden und bei Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen.

Doch Vorsicht: Menschen, die auf Aspirin allergisch reagieren, dürfen auch keine Heilmittel aus Weidenauszügen nutzen. Die Weide kann bei empfindlichen Menschen die Magenschleimhaut reizen. Es besteht außerdem die Gefahr von Wechselwirkungen, wenn Weidenpräparate zusmmen mit Medikamenten gegen Diabetes und Bluthochdruck oder Blutverdünner eingenommen werden.

Es werden die getrockneten Blüten, Blätter und Rinde verräuchert. Der Rauch unterstützt die geistige „Beweglichkeit“, löst innere Starre, stärkt und harmonisiert, fördert die Verbindung zur Erde und das Selbstbewusstsein, macht Mut und lässt einen von innen heraus zufrieden strahlen.

Die Weide gilt auch als Wetterbaum und früher räucherte man die Rinde, um sich vor Blitzeinschlag und Unwetter zu schützen.

Schlüsselblume

Mit der Schlüsselblume schließt die Frühlingsgöttin die Himmelstore auf, um den Frühling hereintreten zu lassen. In manchen Regionen nennt man sie auch Himmelsschlüsselchen. In England gab es einen alten Brauch, bei dem Frauen früh morgens die Blüten sammelten, sie mit Regenwasser übergossen und in die Sonne stellten. Mit dieser Blütenessenz besprühten sie das Kopfkissen ihrer heimlichen Liebe und hofften, dass die Schlüsselblumen die Tür zu ihrem Herzen öffnen würden.

Hildegard von Bingen empfahl die Schlüsselblume gegen Melancholie und Mutlosigkeit. Sebastian Kneipp verordnete den Tee bei Rheuma.
In der Volksheilkunde schätzt man sie wegen ihrer schleimlösenden Eigenschaften und behandelt mit ihr Husten und Stirn- und Nasennebenhöhlenentzündungen. Sie hat eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung und kann auch bei Spannungskopfschmerzen unterstützen.

Bei der Schlüsselblume werden die getrockneten Blüten verräuchert. Die Wurzel steht in vielen Regionen unter Naturschutz! Der blumige Rauch gilt als heilsam, beruhigend, aufbauend und schützend.

Schlehe

Mit ihrem stacheligen Gehölz wurde die Schlehe schon immer gerne als Schutzwall genutzt und um Haus, Hof und Felder gepflanzt. Ihr weißes Blütengewand zeigt sich im März – noch vor den Blättern. Das macht es zu einem guten Unterscheidungsmerkmal zum Weißdorn, der genau anders herum erst die Blätter und dann die Blüten austreibt. Beide wachsen allerdings gerne dicht beieinander und sind oft an denselben Standorten und Hecken zu finden. Auch Vögel finden im piksigen Gestrüpp Unterschlupf und Schutz vor Feinden. Aus seiner gerbstoffhaltigen Rinde stellten unsere Vorfahren eine Tinte her und aus den fermentierten Blättern machte man zu Kriegszeiten eine Art Tee. Mit den Dornen verschloss man die Wurstdärme oder nutze sie als Stecknadeln und die Früchte waren schon für den Ötzi ein Heil- und Nahrungsmittel.

Die Schlehe ist die „Urmutter“ aller Pflaumen, Zwetschgen und Mirabellen. Es ist die wilde Form, von der all unsere leckeren Zuchtarten abstammen.

Ein anderer Name für Schlehe ist Schwarzdorn. Genau wie der Weißdorn ist auch er ein Hüter der Schwelle zwischen dem Diesseits und der Anderswelt. Beide sind der Erdmutter und Wintergöttin Frau Holle zugeordnet. In dem Moment, in den die Schlehe zu blühen anfängt, zeigt Frau Holle mit den zwei Gesichtern nicht mehr ihre alte, mürrische, runzelige Seite, sondern ihre helle, leuchtende, junge. Es findet eine Transformation statt. Aus dunkel wird hell. Zeit für Neuanfang!

Die Blütenessenz der Schlehe unterstützt besonders, wenn man sich in einer hoffnungslosen Lage befindet, das Gefühl hat, schon alles versucht zu haben und weder aus noch ein weiß. Sie hilft, alte Muster aufzulösen und einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Genauso endgültig wie jetzt auch die dunkle Jahreszeit vorbei ist und wir in die helle eintauchen. Mit der Schlehe schafft man es, auf den Tisch zu hauen und „rein Tisch“ zu machen. Sie schafft den Mut, den man für einen kompletten Neustart braucht.

In der Volksheilkunde werden die Blüten, Blätter und Früchte genutzt. Die Blüten und Blätter wirken harntreibend, sind ein mildes Abführmittel, senken Fieber und eignen sich durch ihre blutreinigende Wirkung für Frühjahrskuren. Sebastian Kneipp war ein großer Fan der Blüten.

Aus den Früchten kann man einen Saft oder ein Mus herstellen. Es ist ein Stärkungsmittel bei Erschöpfung, nach langer Krankheit oder Erkältung und hilft bei Appetitlosigkeit. Durch ihre vielen Gerbstoffe wirken sie zusammenziehend, weshalb man einen Tee oder eine Tinktur aus den Beeren bestens bei Entzündungen im Mund- oder Rachenraum ausprobieren kann.

Vorsicht: Die Kerne der Schlehe enthalten Blausäure und sollten deshalb nicht mitgegessen werden.

Die getrockneten und zerstoßenen Beeren, das Holz und die Blüten können verräuchert werden. Der Rauch wirkt reinigend, desinfizierend, macht Mut, hilft dabei, seine Grenzen besser zu setzen und zu verteidigen und unterstützt in Transformationsprozessen, um vom Dunkel ins Licht überzutreten und sich von tief sitzenden Ängsten zu befreien.

  • Löwenzahn (Taraxacum officinale; Blüten, Blätter und Wurzeln): Der Löwenzahn verwandelt negative Gedanken in positive und löst Anspannung auf. Er gibt neue Kraft, macht mental stark und vitalisiert. Er hilft dabei, seine Idee zielstrebig zu verfolgen.
  • Brennnessel (Urtica dioica; Samen, Blätter, Blüten, Wurzeln): Seit der Antike gilt der Rauch der Brennnessel als Unheil abwehrend und schützt vor bösem Zauber. In die moderne Sprache übersetzt, würde man sagen, er hilft bei seelischen Problemen und Depression. Was man heute als Depression bezeichnet, galt früher als „von bösen Dämonen eingenommen“.
  • Die Brennnessel gibt Klarheit, beschützt, regt an (auch in Liebesräucherungen – hier vor allem die Samen). Sie hilft auch, die eigenen Grenzen zu setzen und zu bewahren.
  • Veilchen (Viola odorata; Blüten und Wurzeln): Der Veilchenrauch befreit Räume von schlechten Energien und reinigt sie. Er schenkt innere Ruhe, erdet und macht den Kopf frei.
  • Huflattich (Tussilago farfara; Wurzeln, Blüten): Die kleine, sonnenfarbene, gelbe Blüte bringt Licht ins Dunkel und unterstützt dabei, schwierige Situationen zu meistern. Oft haben Neuanfänge auch mit Kampf, Schmerz und Loslassen zu tun, denn oft fällt es leichter in der unbequemen, aber gewohnten Situation zu verweilen, als sich zu ändern. Der Hufflattichrauch gibt Mut, die Richtung zu ändern und Neues zu wagen. Huflattich ist in der Volksheilkunde außerdem eine Lungenpflanze und die Lunge wird der Emotion Trauer zugeordnet.
  • Gundermann (Glechoma hederacea; Blüten, Blätter): Als Frühjahrspflanze zählt der Gundermann zu den reinigenden Pflanzen. Er regt die Intuition und das Bauchgefühl an, sodass man einfacher und ohne lange zu zweifeln Entscheidungen treffen kann. Bei den Germanen war der Gundermann eine Schutzpflanze, die dabei unterstützte, die Familie, Haus und Hof beisammen zu halten. Auch das Vieh wurde damit beräuchert, um es vor Verhexung zu schützen.
  • Wetterpflanzen, um vor Unwetter zu schützen:
  • Wie zu anderen Jahreskreisfesten auch, wurden zu Ostara sogenannte Wetterpflanzen geräuchert. Wetterpflanzen sind in der Lage, elektrische Spannungen aufzulösen und somit die Atmosphäre umzustimmen. Beim Menschen lösen sie dadurch innere Anspannungen. Solchen Pflanzen sind zum Beispiel das Johanniskraut, Königskerze und Beifuss.

Das war nun erst einmal ein allgemeiner Überblick über das Jahreskreisfest Ostara. In einem weiteren Beitrag habe ich dann wieder Ideen für dein Ostara- Ritual dabei sowie ein paar Sinnfragen. Feierst du Ostara? Wenn ja, wie? Lass es mich doch gerne wissen in den Kommentaren!